Über unsere Arbeit
In unserer Arbeit mit betroffenen Kindern und Frauen erleben wir, dass sexuelle Gewalterfahrung auch bedeuten kann, von einer Lawine überrollt zu werden. Die gesunde kindliche Entwicklung wird nachhaltig gestört und beschädigt, die Folgen sind teilweise schwerwiegend, und die Erinnerung daran wird, wenn möglich, vergraben.
Gleichzeitig mobilisieren die Kinder und Jugendlichen eine große Kraft und vielfältige Fähigkeiten, dies so unbeschadet wie möglich zu überstehen. Sie entwickeln Überlebensstrategien und Widerstandsformen, die ihnen in ihrer bedrohlichen Lebenssituation hilfreich sind. Sie suchen Wege sich zu schützen und Hilfe zu finden. Viel Mut, Ausdauer und Stärke braucht es, sich aus dieser Situation zu befreien oder sich den Erinnerungen zu stellen. Zahlreiche Beispiele lassen sich dazu in unserer Beratungs- und Therapiearbeit finden. Sie begleiten uns und bestärken uns in unserer Arbeit.
LAWINE sieht ihren Beitrag darin, das Thema und das Ausmaß der sexuellen Gewalt im öffentlichen Bewusstsein wach zu halten und sich für Bedingungen einzusetzen, die es Kindern ermöglichen, ohne Erfahrungen sexueller Übergriffe und Gewalt aufzuwachsen.
Neben der Beratungsarbeit gehört der verbesserte Schutz der Kinder und Jugendlichen vor sexuellen Übergriffen zum Betätigungsfeld der Einrichtung. Diese Aufgaben können jedoch nicht losgelöst von gesellschaftspolitischen Gegebenheiten, die nach wie vor der Veränderung bedürfen, erfüllt werden.
So belegen Untersuchungen, dass sexualisierte Gewalt Jungen und Mädchen geschlechtsspezifisch unterschiedlich betrifft: Mädchen sind weitaus häufiger als Jungen betroffen. In nach wie vor oft patriarchalen Strukturen sind besonders Mädchen und Frauen alltäglich vielfältigen Formen von Gewalt ausgesetzt, die Benachteiligung, Ausgrenzung und Unterdrückung bewirken.
Aus diesem Grund ist gesellschaftspolitisches Engagement für gleichwertige Lebensverhältnisse von Mädchen und Jungen gefragt.