Über sexuelle Gewalt

Sexueller Missbrauch ist eine Form von körperlicher und seelischer Gewalt.

Sexuelle Übergriffe begannen bei den Kindern und Frauen, die zu uns kamen, schon im Säuglingsalter und erstreckten sich über die Vorschulzeit bis zur Pubertät. In vielen Fällen hatten die Betroffenen mehrfach sexualisierte Gewalt, oft über Jahre hinweg und einige davon von mehreren Tätern oder Täterinnen, erlebt. Allgemeine statistische Zahlen besagen, dass jedes 3. - 5. Mädchen und jeder 8. - 10. Junge von sexueller Gewalt/sexuellem Missbrauch betroffen ist (Lesen Sie hierzu "Fakten und Zahlen zu sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen", Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, 2022"

Unter Ausnutzung der Unwissenheit, des Vertrauens, der Abhängigkeit und Bedürftigkeit findet ein Machtmissbrauch auf der Ebene der Sexualität statt. In der Regel ist der Missbrauch kein einmaliges Vorkommen, sondern eine Wiederholungstat über mehrere Jahre und führt zu einer großen Belastung und Schädigung in der Persönlichkeitsentwicklung des Kindes. Gesundheitliche Auswirkungen können bis weit ins Erwachsenenalter reichen oder auch erst dann als Posttraumatische Belastungsstörung auftreten. Auch Erwachsene können sexuelle Übergriffe erleben.

Sexuelle Gewalt ist gesellschaftlich bedingt und kein Einzelschicksal. Es zeigt sich, dass Kinder, Jugendliche und Frauen in keinem Alter vor sexuellen Grenzverletzungen sicher sind. Meistens erfahren Kinder und Jugendliche sexuelle Übergriffe im familiären und nahen sozialen Umfeld durch Menschen, denen sie vertrauen - nur etwa 3-10% der Täter/Täterinnen sind Fremde. So kann sexuelle Gewalt auch in Einrichtungen stattfinden, in denen Kinder und Jugendliche als Schutzbefohlene betreut werden. Ein weiterer häufiger Tatort ist das Internet - zum Anbahnen von Kontakten bis hin zu Missbrauchabbildungen zur kommerziellen sexuellen Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen. Auch für Betroffene von organisierter ritueller Gewalt bietet Lawine Unterstützung.

Wenn der Weg in die Beratungsstelle durch Eigeninitiative oder das Engagement von Vertrauenspersonen geschafft wurde, ist dies ein großer Schritt zur Wiederherstellung der physischen und psychischen Integrität der Persönlichkeit.

Ein geschützter und vertraulicher Rahmen, zu dem Täter und Täterinnen keinen Zugang haben, ist die Voraussetzung dafür, Erlebtes zu besprechen und mit fachlicher Unterstützung aufzuarbeiten.